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Eines Tages wagte sich Anouk sogar in den Garten. In Niederösterreich war sie sehr viel draußen, aber hier fragte sie nicht oft nach einem Ausgang. Als sie einen ihrer normalerweise kurzen Streifzüge antrat, kam und kam sie nicht zurück. Ich machte mir schon große Sorgen und ging eine Runde um den Häuserblock, weil ich schon vermutete, dass sie ein Auto erwischt hat, aber nichts. Irgendwann gingen wir dann schlafen, auf einmal meinte Lukas, sie gehört zu haben.

Von Anouk kann man „chillen“ lernen… Schnurr…

Ich bin mit rasenden Herzen im Pyjama raus auf die Straße und hab ihr gerufen und tatsächlich… von weit her erklang ihr klägliches „miauuuu“. Wieder zu Lukas, ihn aus dem Bett gehaut, und rüber zur Baustelle. Sie saß im ersten Stock des Rohbaus und traute sich nicht mehr zurück. Katzenrettungsaktion im Pyjama, gut, dass es so finster war und uns niemand gesehen hat. Als sie in der Wohnung aus meinen Armen hopste ging sie schnurstracks zuerst zu Eliott und begrüßte ihn ganz lieb. Er schaute ziemlich verdattert „was ist denn mit der Katze los?“.

Anouk und Eliott

Aus meinem ängstlichen Junghund wurde ein pubertierender und dann schön langsam ein stattlicher, großer Rüde. Seinen welpenhaften Charme hat er sich bis heute erhalten. Er hat auch viele Hundefreunde gefunden und geht auch manchmal ins Büro mit Lukas mit.

Ich bin ja an und für sich nicht so der Typ, der Prüfungen mag, aber ich ließ mich überzeugen und somit haben wir die BH und BGH 1 Prüfung gemeistert. Für die nächste Prüfung wäre dann das Apportieren dran, aber da mein Herr Hund so rein gar nichts (bis auf Schneebälle, Spielbälle und massenweise Futter) ins Maul nehmen will, sind wir nicht mehr angetreten. Sicher hätte ich es hinbekommen, und er hätte es mir zu liebe auch sicher gut gemacht, aber ich wollte ihn zu nichts zwingen was er offensichtlich gar nicht toll findet. Außerdem hab ich wirklich große Prüfungsangst und somit ist das auch eine gute Ausrede. 😉

Da ich nicht wusste, ob Eliott in die Ausbildung zum Therapiehund aufgenommen werden würde, ob er den Eignungstest mit 1,5 Jahren bestehen würde und ob er überhaupt Spaß daran haben würde, habe ich in unserer Hundeschule in Wattens (http://www.hundeausbildungszentrum-tirol.at/) einen Anfänger Rettungshundekurs mit ihm belegt. Die Hundeschule bietet viele verschiedene Kurse, Trainingssparten und Seminare (wie auch das tolle Erste Hilfe Seminar) an.
Der Besuch des Rettungshundekurses hat ihm zu einen selbstbewussteren und eigenständigeren Hund gemacht. Davor war immer der unsichere Blick zum Frauli „ist das eh so ok?“ und danach hatte ich einen Partner an meiner Seite, dem ich vertrauen kann, dass er mit mir ganz toll zusammen arbeitet.

Er war gerade ein Jahr alt geworden und neue Situationen waren ihm noch immer nicht so recht geheuer. Mit viel Geduld habe ich ihn in und durch alle Situationen begleitet und wir haben bisher alles gut gemeistert gemeinsam, aber er war schon ein sehr ängstliches Sensibelchen, wenn ihm etwas neu war.

Unser Blumenkind, wir können an keiner Blume ohne intensiven Schnuffeln vorbei gehen

Als wir im Rettungshundekurs zum Thema „Bellen“ kamen, stand ich an. Mein Hund hat einfach nicht viel gebellt, außer wenn Leute am Gartenzaun vorbei gegangen sind und das wollte ich kaum positiv bestärken (obwohl es natürlich ein ganz normales, „Hey hey, das ist mein Revier“ Bellen war). Im Buch „Das Bellverhalten der Hunde“ von der großartigen Turid Rugaas, erhältlich im animal Learn Verlag, kann man sich super einlesen in das Thema Lautsprache unserer vierbeinigen Lieblinge. Die CD hilft einem anfangs, die verschiedenen Bellarten auseinander zu halten. (Hier kann man das tolle Werk bestellen: https://www.animal-learn-verlag.de/shop/buecher-hund/das-bellverhalten-der-hunde)

Das Bellverhalten der Hunde von Turid Rugaas, animal Learn Verlag

Was aber tu ich nun mit einem nicht bellenden, sprich nicht anzeigenden Hund im Rettungshundekurs? Er sollte ja mit dem Bellen die gefundene Person anzeigen.
Ich habe so ziemlich jeden Tipp den ich bekommen, gehört oder gelesen habe ausprobiert. Nichts funktionierte. Ich hab ihm Videos mit bellenden Hunden vorgespielt, bin mit seinem Spielzeug wie eine Verrückte herumgehüpft, hab ihm sogar vorgebellt (ja, wirklich, und er schaute mich nur mit schräg gelegtem Kopf und verunsicherten Blick a la „ist das Frauli jetzt komplett durchgeknallt?“ an, haha) und hab was weiß ich noch alles probiert. Aber er blieb leise. Einfach ein ruhiger, entspannter, nicht aus der Ruhe zu bringender Hund. Super braver Hund halt, gell!? 😉 Sie bellen nämlich auch gern bei positiver Aufregung, also positivem Eustress, das kennt ihr sicher, wenn ihr beispielsweise nach Hause kommt, oder Gassi gehen wollt und der Hund es nicht mehr erwarten kann, oder auch, wenn sie im freudigen Spiel mit einem Artgenossen Bellen.

Stress bei Hunden von Martina Scholz und Clarissa v. Reinhardt, animal Learn Verlag

Sehr ans Herz lege ich jedem/jeder HundebesitzerIn das Wahnsinnswerk von Martina Scholz und Clarissa v. Reinhardt „Stress bei Hunden“, ebenfalls im animal Learn Verlag erhältlich: https://www.animal-learn-verlag.de/shop/buecher-hund/stress-bei-hunden
Das Buch hat mir geholfen, die Körpersprache von Eliott, seine aktuelle Stimmung und vor allem seine Haltung oder Meinung zu verschiedenen Dingen und Situationen zu lesen und zu verstehen.

Eliott ließ kein Bellen von sich, das ich positiv bestärken und mit „gib Laut“ belegen hätte können. Nun gut, dachte ich mir, dann wird wohl kein Rettungshund aus dir. Ich gab auf. Doch nach diesem Tag voller Kaspeleien dachte ich mir, dann will ich wenigsten – um ihm irgendeinen positiven Abschluss von dieser schrägen Trainingseinheit zu ermöglichen – mit ihm eine Runde heulen.

Als er noch ein Welpe war, hab ich ihm das Video der heulenden Wölfen vorgespielt und dann haben wir gemeinsam mit den Wölfen geheult. Das war so süß. Gut, das Video gesucht, auf Play gedrückt und mitgeheult und was macht er? Er bellt mich an. Hahaaaaaa, endlich. Gleich mit „gib Laut“ besetzt und mega viele Leckerlies („Jackpot“ Leckerlie) gegeben und er hat es verinnerlicht. Hab ich mich gefreut. Und er war wohl auch erleichtert, dass er endlich verstanden hat, was das irre Frauli von ihm wollte. 😉

Eine Anekdote aus der Anfangszeit des Rettungshundekurses zum Schluss: Eliott liebte es nun, die Suchpersonen zu finden und anzuzeigen, also mit Bellen anzuzeigen. Die Suchperson kauert oder liegt im Versteck, er muss ja zwischen einer Person die einfach nur rumsteht und der Person, die er finden soll unterscheiden können. Er bekommt das Signalwort „Such“ und dann geht’s los. Wir haben das alles natürlich mit positiver Verstärkung, Lob und vielen Keksis, spielerisch in den verschiedensten Situationen, zB. auch in der Wohnung (weil ein gewohnter Ort ohne viel Ablenkung mal das ganze positiv unterstützt) und auch beim Spaziergang im Wald usw. geübt. Also, wie gesagt, Eliott war top motiviert, das neue Spiel hat ihm total Spaß gemacht. Da wir das Katzenkistel am WC stehen hatten, war es natürlich normal, dass die Tür meist offen stand, was soll ich sagen. 😉 Ich sitz also gerade am stillen Örtchen, als auf einmal Eliott voll motiviert herein stürmt und mich voll anbellt. „Suchperson gefunden!“ Hab ich mich geschreckt! Da hat er wohl was verwechselt, oder das Herrli wollte mir einen Schreck einjagen. 😉

Was? Wer? Ich bin doch ein Hasi und nicht der Hund, der am Wasserbett schläft. 😀
Ist ja gut für die Gelenke und außerdem lustig weil es gluckert und wabert. 😉