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Stress bei Hunden und bei Menschen wird durch sehr ähnliche Auslöser verursacht. Die sogenannten Aufmerksamkeitsstressoren sind Einwirkungen auf die Sinnesorgane, die uns oder unsere Vierbeiner unrund werden lassen. Stress ist nicht gleich Stress. Es gibt bekannterweise Eustress, der natürlich anzustreben ist, denn dieser bringt uns und unsere Hunzies voran und tut uns gut und lässt Begeisterung und Freude in uns und unseren Hunden wachsen.

Schnüffeln, graben, spielen, Spaß haben

Verbleiben wir jedoch zulange in einer schädigenden, aufreibenden Situation oder Umgebung, dann… tritt der sogannte Distress ein. Dieser ist zu vermeiden, denn langfristig setzt er Mensch und Tier nicht nur psychisch, sondern auch physisch zu. Es kommt zu einer Überlastung des gesamten Systems, irgendwann erholen wir uns nicht mehr aus diesem Erschöpfungszustand und verbrennen die letzten Reserven, brennen sozusagen ganz aus und am Ende brechen wir psychisch und physisch zusammen.

Katzen scheinen ein gutes Vorbild in Sachen „Entspannung“ sein zu können 😉

Was sind nun solche Aufmerksamkeitsstressoren beim Hund? Von Lärm, über Gerüche, Licht, Hitze, Kälte oder ein Entzug von Reizen kann alles sehr stressig erlebt werden. Eliott stresst es zum Beispiel, wenn jemand eine sehr laute, ärgerliche oder kreischende Stimme hat. Wenn Menschen also sehr laut und aufgebracht sind oder heftig streiten, macht ihn das unrund. Da der Herr Eliott ein dichtbefelltes Individuum ist, stresst ihn Hitze schneller als andere Hunde. Hunde mit gar keinem oder sehr kurzem Fell sonnen sich vielleicht gerne und leiden dann im Winter, da sie schneller frieren.

Eliott liebt Schnee und Kälte

Es kommt also darauf an, was wir oder unser Hund subjektiv erleben. So unterschiedlich wir sind, so unterschiedlich kann auch der Auslöser und die Ursache für stressbedingte Zustände sein. Es spielt natürlich auch eine große Rolle, wie wir oder unsere Hunde verschiedene Situationen und Herausforderungen im Leben bisher erlebt und gemeistert haben.

Welpe Eliott auf Entdeckungsreise

Beispielsweise ist Eliott als Welpe völlig ungestüm auf eine hohe, steile Treppe zugelaufen, ist über seine Pfoten gestolpert und die Treppe runter gepoltert. Gott sei Dank hat er sich nicht ernsthaft weh getan, aber diese Situation hat ihn in Bezug auf Stiegen und Treppen nachhaltig geprägt. Es hat viel Übung gebraucht, dass er heute über Treppen und Stiegen selbstbewusst und vor allem vorsichtig rauf und runter läuft.

Wie kann man nun Stress präventiv vermeiden oder dem Hund aus für ihn stressigen Situationen helfen? Für mich fängt die Stressprävention im Alltag an. Ich achte darauf, dass Herr Eliott genügend Ruhepausen hat, eine ausgewogene Ernährung erhält, genügend aber nicht zu viel Bewegung, Freilauf und Spaziergänge macht, hündische Sozialkontakte pflegt und Körpernähe zu mir oder anderen Menschen nur nach seinem Ermessen zulassen kann.

Hey Buddy, spiel mit mir!

Eliott darf natürlich überall dabei sein wo er mag, aber nur dann, wenn es ihn nicht stresst. Wir haben auch stufenweise und sehr langsam ab dem Welpenalter das „Alleinsein“ zuhause geübt. Nun gut, die Frau Katze ist eh immer da zum Spielen und Ärgern. 😉

Schnüffeln wir mal die Katze an, das „mag“ sie ja so gerne. 😉

Gerade in den fünf hündischen Fremdelphasen hat sich Eliott immer wieder zu einem eher unsicheren Babyhunderl „verwandelt“. Hier war mein oberstes Gebot, dass er viel Verständnis, positive Bestärkung und eine ruhige Haltung erfährt. Also wenn mal was „auf einmal“ nicht mehr klappt, nicht strafen oder schimpfen, sondern mal überlegen, was hinter dem veränderten Verhalten stecken kann und auf den vierbeinigen Partner eingehen.

Pause beim Umgebung erkunden

Durch Eliott habe ich gelernt, noch bewusster und achtsamer mit mir selbst umzugehen, denn mein lieber Schatz spiegelt mein inneres Wohlbefinden wie ein Pferd wider. Wenn ich in meiner Mitte, in Balance und tiefenentspannt bin, ist es mein Hund auch. Gehe ich selbstbewusst und fokussiert auf eine Situation zu, ist mein Hund ebenso sicher. Bin ich hingegen nervös und voller Angst, verunsichert das Eliott und er nimmt ebenso diese Haltung ein.

Babyeliott beim Kuscheln eingeschlafen

Auch aus der Menschenwelt kennen wir diese Phänomene, die ursächlich den Spiegelneuronen zugeschrieben werden können. Dies ermöglicht es uns, empathisch auf andere Individuen eingehen zu können, aber es überträgt sich natürlich auch die Stimmung des anderen auf uns. So oder so ähnlich wird es wohl auch unseren Vierbeinern ergehen.

So wie das Wasser die Bäume spiegelt, so spiegeln unsere Tiere unsere Emotionen und Stimmungen

Unterm Strich heißt dies neben grundsätzlicher artgerechter Haltung für mich: wenn ich möchte, dass sich meine Tieren in einer stressfreien Umgebung wohlfühlen sollen, dann darf ich auch gut auf mich schauen. Achtsamkeit und Respekt mir gegenüber hat positive Auswirkungen auf die Menschen und Tiere in meiner Umgebung.